Konstanz: Die Bevölkerungszahl wird bis 2035 auf dem Niveau von 2022 (610.000) verweilen, wenn ...
Wachstum: Die Bevölkerungszahl wird bis 2035 auf das Niveau der 1960er Jahre (650.000) wachsen, wenn ...
Schrumpfen: Die Bevölkerungszahl wird bis 2035 leicht unter das Niveau von 2010 (570.000) fallen, wenn...
Mit der Bevölkerungsvorausberechnung für Dortmund wird die Bevölkerungszahl für das Jahr 2035 geschätzt. Die Bevölkerungsentwicklung, wird durch Geburten, Sterbefälle sowie Zu- und Fortzüge bestimmt. Durch Geburten und Zuzüge wächst die Bevölkerungszahl, während sie durch Sterbefälle und Fortzüge schrumpft. Diese Variablen sind es auch, die bei der Vorausberechnung geschätzt werden müssen. Dafür werden keine absoluten Zahlen verwendet, sondern Kennzahlen berechnet, weil sich diese und andere Variablen gegenseitig beeinflussen können. Beispielsweise kann eine starke Zuwanderung bedeuten, dass auch mehr Frauen in Dortmund leben, die mehr Kinder bekommen könnten. Außerdem wird bei der Vorausberechnung davon ausgegangen, dass sich Trends aus der Vergangenheit, wie etwa die Altersstruktur der Zu- und Fortziehenden, auch in der Zukunft in ähnlicher Weise zeigen werden.
In den letzten Jahren ist es schwierig geworden, eindeutige Entwicklungslinien bei den Variablen auszumachen. Insbesondere die Zu- und Fortzüge werden durch unberechenbare Entwicklungen, wie den Krieg in der Ukraine oder auch die Corona-Pandemie, stark beeinflusst. Selbst die über Jahre leicht steigende Lebenserwartung war zuletzt rückläufig. Deshalb wurden bei der Vorausberechnung drei Szenarien erstellt. Eines mit einer mittleren Entwicklung, mit etwas mehr Zu- als Fortzügen, einer Geburtenrate, die mit dem Durchschnitt der letzten Jahre vergleichbar ist und einer schwach steigenden Lebenserwartung. In diesem Fall würde die Bevölkerungszahl Dortmunds konstant bei etwa 610.000 verbleiben. Setzt man bei den Variablen einen höheren Wert an, also mehr Zuzüge bei weniger Fortzügen, einer höheren Geburtenrate und stärker steigenden Lebenserwartung, wäre ein Bevölkerungswachstum die Konsequenz und damit ein Anstieg auf ca. 650.000. In die andere Richtung, auf nur noch 570.000, würde es gehen, wenn die Fortzüge dauerhaft die Zuzüge übersteigen würden, die Geburtenrate gleichzeitig sinkt und die Lebenserwartung auf dem aktuellen Niveau verbleibt.
Für eine detailliertere Beschreibung des Vorgehens, vergangener Entwicklungen und der Annahmen lesen Sie bitte weiter.
Bei einer Bevölkerungsvorausberechnung wird der Bevölkerungsstand eines Gebiets, in diesem Fall der Stadt Dortmund und ihrer Stadtbezirke, für einen in der Zukunft liegenden Zeitpunkt geschätzt. Dafür sind begründete Annahmen erforderlich, wie sich die einzelnen demographischen Gruppen in der Zukunft entwickeln werden. Aufsetzend auf die beschriebenen Annahmen werden drei Szenarien der Bevölkerungsentwicklung betrachtet: ein mittleres und zwei, bei denen die Annahmen bisherige Entwicklungen in einer Maximal- (Richtung Wachstum) bzw. einer Minimalvariante (Richtung Schrumpfung) aufgreifen. Determinanten der Entwicklung sind jeweils Wanderungs- und Geburtenzahlen sowie die Entwicklung der Lebenserwartung. Die Annahmen, die dabei getroffen werden beruhen stets auf den Entwicklungen der letzten Jahre. Extreme Entwicklungen, bedingt durch externe Schocks, wie die Kriege in der Ukraine oder in Syrien oder auch politische Entwicklungen, wie die Freizügigkeit für neue EU-Mitgliedsstaaten, können in die Berechnungen nur bedingt einfließen.
Grundlegend für die Bevölkerungsvorausberechnung sind der Bevölkerungsstand bis 2021 sowie die Bevölkerungsbewegungen bis 2022. Außerdem maßgeblich sind die Jahre 2017 bis 2021 als sogenannter Stützzeitraum. Der Stützzeitraum wird als maßgeblich für die Fortschreibung von Trends, wie der innerstädtischen Wanderung oder der Verteilung der Wanderungsannahmen auf die Altersklassen betrachtet. Das Jahr 2022 wird aufgrund extremer Außenwanderungen aus dem Stützzeitraum ausgeschlossen, da atypische Wanderungsbewegungen in der Trendfortschreibung zu Verzerrungen führen könnten. Der Bevölkerungsstand bezieht sich stets auf den 31. Dezember des jeweiligen Jahres in der Stadt Dortmund unterteilt nach den zwölf Stadtbezirken. Die Bevölkerungsbewegungen sind die Stellschrauben der künftigen Entwicklung und umfassen die Außenwanderungen, also die Zu- und Fortzüge über die Dortmunder Stadtgrenze, die Binnenwanderungen, also die Umzüge zwischen den einzelnen Stadtbezirken sowie die Geburten- und Sterbezahlen.
Auf der Basis der Entwicklungen dieser Zahlen werden begründete Annahmen für Zielwerte im Prognosezeitraum getroffen. Als Prognoseziel wurde das Jahr 2035 gewählt. Die prozessproduzierten Daten aus dem Stützzeitraum sowie die Zahlen, die aus den Annahmen erwachsen, werden mit Hilfe der Software SIKURS verarbeitet, die daraus den künftigen Bevölkerungsstand errechnet. Das Computerprogramm ist ein Produkt der KOSIS-Gemeinschaft im Verband Deutscher Städtestatistiker und wird in zahlreichen Kommunen in Deutschland zu ebendiesem Zweck eingesetzt. Auf der Grundlage der Ausgangsdaten sowie den Zielannahmen erfolgt die Berechnung des Zielwerts mit Hilfe einer Trendfortschreibung, wobei zunächst davon ausgegangen wird, dass die Bevölkerungsbewegungen aus dem Stützzeitraum eine strukturell ähnliche Fortsetzung finden.
Vorgegeben werden Außenwanderungszahlen auf der Ebene der Gesamtstadt. Programmseitig wird auf der Basis des Stützzeitraums die Verteilung der Außenwanderungen auf die Altersjahre, die Staatsangehörigkeiten und Geschlechter sowie die Stadtbezirke modelliert. Beim mittleren Szenario wird ein positiver, leicht steigender Saldo von dem Niveau von 2020 auf das Niveau von 2017 angenommen; bei der Wachstumsvariante wird ein durchgängig hoher Saldo angenommen, der im Niveau zwischen den zuwanderungsstarken Jahren mit hoher EU-Binnenzuwanderung (2013/14) und dem unauffälliger Jahre (2017-19) liegt. Im Schrumpfungsszenario ist der Saldo negativ mit zunehmend steigendem Wanderungsdefizit. Einen negativen Wanderungssaldo gab es zuletzt 2009.
Im mittleren Szenario wird im gesamten Prognosezeitraum eine Zahl von 29.500 Zuzügen pro Jahr einer von 28.500 auf 28.000 sinkenden Zahl an Fortzügen gegenüber gestellt. Ein deutliches Bevölkerungswachstum verspricht der dadurch generierte Überschuss nicht, da er lediglich knapp das Geburtendefizit ausgleichen dürfte. Im Schrumpfungsszenario verbleibt das Fortzugslevel zunächst auch bei 28.500, und damit dem Niveau von 2022. Anders als im mittleren Szenario wird in der Folge von einer schwachen Progression auf 29.500 ausgegangen. Demgegenüber verharren die Zuzüge auf einem Wert von 28.000 und damit nur knapp über dem Wert von 2020. Im Wachstumsszenario wird ein konstanter Fortzug auf etwas niedrigerem Niveau (27.500) zugrundegelegt. Mit konstant 31.000 liegt die Zahl der Zuzüge jedoch oberhalb der anderen Szenarien etwa auf dem Niveau der Jahre 2017 bis 2019, also jener Jahre zwischen dem Geflüchtetenhoch (2015/16) und 2020 mit seinen Wanderungsbeschränkungen aufgrund von Corona.
Die Geburten werden responsiv, das heißt in Abhängigkeit der Frauen im gebährfähigen Alter (zwischen 15 und 49), in die Berechnung aufgenommen. Dafür wird die sogenannte Gesamtfruchtbarkeitsrate (Total Fertility Rate, TFR) geschätzt. Diese gibt an, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn die Verhältnisse des jeweiligen Jahres zugrundegelegt würden. Da es zwischen Frauen mit und ohne deutscher Staatsangehörigkeit im Schnitt deutliche Unterschiede bezüglich der Kinderzahl gibt, werden für die Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Werte angenommen. Ebenso gibt es statistisch zwischen den Stadtbezirken teils deutliche Unterschiede, was verschiedene Schätzungen für alle zwölf Stadtbezirke notwendig macht. Auch hier gibt es neben der mittleren Variante eigene Annahmen für das Wachstums- und das Schrumpfungsszenario. Betrachtet wurden die Durchschnitte der letzten fünf und letzten zehn Jahre. Zumeist wurde für das mittlere Szenario einer der Mittelwerte gewählt. Stellenweise (bspw. deutsche Mütter in Eving oder nicht-deutsche in Eving, Aplerbeck und Huckarde), gibt der Trend vor, von diesem Vorgehen abzuweichen. Die Wachstums- und Schrumpfungsschätzungen ergeben sich analog. Im Wachstumsszenario werden damit Geburtenraten zugrundegelegt, die sich in allen Stadtbezirken dauerhaft in den jeweils höheren Bereichen der letzten zehn Jahre bewegen. Beim Schrumpfungsszenario umgekehrt im unteren Bereich. Wie beim mittleren Szenario wurden auch hier etwaige Trends – sofern erkennbar – korrigierend einbezogen. Dies gilt insbesondere bei Frauen ohne die deutsche Staatsangehörigkeit, wo die niedrigen Geburtenraten überwiegend in der ersten Hälfte der vergangenen Dekade liegen.
Wie die Geburtenzahlen braucht es auch für die Sterbezahlen ein responsives Substitut. Hier bietet sich die Lebenserwartung an, wenngleich diese aufgrund von Bevölkerungsbewegungen nicht ganz leicht zu berechnen ist. Die Lebenserwartung gibt an, wie viele Lebensjahre ein Neugeborenes eines bestimmten Geburtsjahrgangs noch zu leben hat. Als Anfangswerte werden die berechneten Werte von IT.NRW, dem Statistischen Landesamt, für NRW insgesamt verwendet. Für die Schätzung künftiger Entwicklungen werden auch eigene Berechnungen auf der Grundlage der Dortmunder Sterbetafeln einbezogen. Beim mittleren Szenario folgt auf eine leicht sinkende Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern wieder ein moderater Anstieg ab 2023. Wobei dieser gegenüber vergangenen Entwicklungen langsamer erfolgt. Beim Schrumpfungsszenario stagniert der Wert und bei der Wachstumsvariante ist der Anstieg ab 2023 etwas stärker.
Im Jahr 2022 befindet sich die Dortmunder Bevölkerungszahl auf dem Maximalstand der letzten 20 Jahre. Überhaupt waren zuletzt 1991, infolge der innerdeutschen Wanderung durch die Wiedervereinigung, so viele Menschen in Dortmund gemeldet. Schaut man noch weiter zurück, in die Zeit vor dem Strukturwandel und den »Pillenknick«, so stößt man auch auf Bevölkerungszahlen von über 650.000. Den tiefsten Stand erreichte die Bevölkerungszahl 2010 – vor gerade einmal gut zwölf Jahren, als noch 25.000 Personen weniger in der Stadt lebten. Der deutliche Bevölkerungsanstieg im letzten Jahrzehnt ist insbesondere auf eine hohe EU-Binnenzuwanderung und den Zuzug Geflüchteter aus Konfliktregionen zurückzuführen. Dieser Zuzug ist nicht nur sehr schwer in seinen Ursprüngen zu kalkulieren, als auch stark abhängig von politischen Entwicklungen. Während in vergangenen Jahrzehnten die Bevölkerungsentwicklung auch noch stärker durch den natürlichen Saldo geprägt wurde, ist derzeit insbesondere das extrem volatile Wanderungsverhalten ausschlaggebend. Entsprechend breit muss die Streuung einer seriösen Vorausberechnung sein und sowohl deutliche Bevölkerungsanstiege als auch -verluste liegen bis 2035 im möglichen Bereich. Im mittleren Szenario scheint es so, als ändere sich mit einer konstanten Bevölkerungszahl um 610.000 Personen wenig. Was allerdings ausschließlich die gesamtstädtische Zahl betrifft. Öffnet man den Korridor können steigende Lebenserwartung, hohe Geburtenzahlen und eine (weiterhin) starke Zuwanderung kombiniert, die Bevölkerungszahl mit 650.000 in den Bereich der 1960er bringen. Demgegenüber könnte eine verhaltende Zuwanderung, wie sie Ende der 2000er oder in den 1990ern erkennbar war, im Zusammenspiel mit einer stagnierenden Lebenserwartung und einer eher niedrigeren Geburtenrate zu einem Absinken der Bevölkerungszahl auf 570.000 und damit leicht unter das Niveau von 2010 führen.
Das mittlere Szenario weist bis 2035 insbesondere drei Stadtbezirke als stark wachsend aus: die Innenstadt-Nord, Eving sowie Scharnhorst. Schrumpfen werden demzufolge Hombruch, Aplerbeck, Brackel und Lütgendortmund. Die anderen Stadtbezirke bleiben weitgehend auf dem aktuellen Niveau. Bei der Berechnung zeigte sich die Nordstadt abermals als Sonderfall. Bedingt durch den starken Zuzug von Außen, eine hohe Geburtenzahl und viele Personen im reproduktionsfähigen Alter, wurde für den Stadtbezirk eine noch höhere Steigerung der Wohnbevölkerung errechnet. Um plausible Ergebnisse zu erzielen, wurde das Bevölkerungsmaximum in diesem Szenario auf 64.000 gesetzt. Eving und Scharnhorst weisen ebenfalls einen hohen Familienanteil auf, der das weitere Wachstum begründet. Hombruch, Aplerbeck und Brackel sind Stadtbezirke mit einer eher betagteren Bevölkerung, deren geringerer Anteil an Nichtdeutschen auch eine geringere Geburtenzahl vermuten lässt. Im Wachstumsszenario gewinnen sämtliche Stadtbezirke Bevölkerung hinzu – allerdings in deutlich unterschiedlichem Maße: Während Eving ein Bevölkerungsplus von knapp 15 % verzeichnen würde, läge dies in Hombruch lediglich bei knapp 2 %. Auch hier wurde die Entwicklung der Nordstadt gedeckelt, allerdings erst bei 68.000. Beim Schrumpfungsszenario würde die Bevölkerungszahl der Nordstadt konstant bleiben, wobei auch hier eine Bevölkerungsdeckelung (bei 61.000) greifen würde. Hombruch, Aplerbeck, Lütgendortmund, Brackel, aber auch die Innenstadt-West würden jeweils etwa 10 % ihrer Bevölkerung verlieren.
Trotz Bevölkerungskonstanz im mittleren Szenario wird sich der altersstrukturelle Aufbau der Bevölkerung in den nächsten Jahren deutlich wandeln. Die »Baby-Boomer«, die aktuell in ihren 50ern sind, werden voraussichtlich nicht mehr die dominante Altersgruppe sein. Ebenso wird die Gruppe der jungen Erwachsenen (in ihren 20ern) leicht schrumpfen. Deutlich wachsen werden die Gruppengröße der Personen im Rentenalter, die Zahlen der Jugendlichen sowie auch die, der Personen in ihren 40ern. Dies liegt jeweils im Alterungsprozess aktuell dominierender Gruppen begründet. Vergleicht man die verschiedenen Szenarien miteinander, erkennt man eindeutig, dass die Annahmen teilweise deutliche Effekte auf die unter 50-Jährigen haben, während der Einfluss bei den ab 60-Jährigen marginal ist. Dies liegt vor allem daran, dass junge Erwachsene und auch Familien hochmobile Gruppen sind, während die Umzugshäufigkeit ab einem Alter von 50 Jahren deutlich abnimmt.
Herausgeber Stadt Dortmund, Dortmunder Statistik, 44122 Dortmund, 04/2024
Redaktion Diana Andrä (verantwortlich), Roland Scheebaum, Tom Schlattmann, Pinar Yildiz
Layout Tom Schlattmann
☎ (0231) 50-22124
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Das vorliegende Produkt wurde vollständig mit der Open-Source Software R erstellt. Die Dortmunder Statistik betreut die interkommunale Arbeitsgemeinschaft KO.R zur Entwicklung kommunalstatistischer Analyse- und Auswertungstools